In Zusammenarbeit mit Moritz Mattern und Martin Carlé
Vor dem aus Textilien gefertigten Testbild erscheint Moritz Mattern und berichtet darüber, dass, konträr zu Adorno, unsere Kultur nicht aus dem Verzicht auf den Trieb entstand. Das Video zeigt eine blumige Simulation der Sireneninseln. Ganz nach den Standards der wissenschaftlichen Visualisierung fährt das Schiff des Odysseus mit Friedrich Kittler als von den Wellen mit der Zeit beschädigter Gallionsigur. Auf seinem Segel weht die Projektion von Martin Carlé, der uns die Route seiner Schallausbreitungsexperimente erklärt, welche zu dem Ergebnis führten, dass die gemessenen Bedingungen vor Ort für die zentrale akustische Szene der Odyssee ausschlaggebend gewesen sind. Die Experimente stützen die reale Erfahrung des Sirenengesangs und erweisen aus ihrer Zweistimmigkeit einen verblüfenden Zusammenhang mit der griechischen Enharmonik. Die Stimmung des Ortes überträgt sich auf die Großwetterlage Europas. Der Wetterbericht im dritten Teil der Sendung lautet: „Germany becomes Greece.” Joulia Strauss singt die sog. “Erste Delphische Hymne an Apollon”, welche ihrerseits die archaischen Opfertrankmelodien zitiert und schon einmal an einem Hochdruckgebiet unserer Kultur, nämlich am Schatzhaus zu Delphi, aus politischen Gründen eingemeißelt worden ist.
TK News-3 ist im Kern die 3D-Rekonstruktion einer Expedition der Wissenschaftler der Humboldt Universität zu Berlin, Martin Carlé, Friedrich Kittler und Christian von Borries. Sie waren mit Unterstützung von Peter Weibel (ZKM | Zentrum für Kunst- und Medientechnologie, Karlsruhe) zu den Sireneninseln am Golf von Positano gereist. Dort unternahmen die Berliner Wissenschaftler Experimente zur Schallausbreitung und stellten fest, dass die akustischen Bedingungen für die zentrale Szene der Odyssee ausschlaggebend gewesen sind und dass die Sirenen eine reale Erfahrung waren.