Zur Präsentation der DVD-Edition „TK News Berlin“ auf der Kunstmesse „Preview Berlin“, 2005, hatte Joulia Strauss für den Stand der Galerie Jette Rudolph einen komplexen Rahmen entworfen: Die Installation „Künstlerbedarf“. Die Arbeit ging der Frage nach, wessen eine heutige künstlerische Produktion bedarf.
Der Berliner Kunsthistoriker und Aktivist Johannes Wilms stand für Beratungsgespräche mit Künstlern und
Betriebsangehörigen bereit. Der Programmierer und 3D-Computergrafikspezialist Moritz Mattern befand sich in Kabel eingewickelt am Messestand und war an zeitgenössische Künstler vermietet. Eine atavistische Vitrine zeigte mit
Pinseln, Spachteln, Stiften, Ölfarben und Skizzenblöcken die Utensilien einer Kunst der Vergangenheit.
Als das ironische Beispiel eines erfolgreichen Künstlerconsultings war zudem ein Gemälde von Joulia Strauss ausgestellt: die Künstlerin hatte den Philosophen Friedrich Kittler gefragt, welches Motiv er gewählt hätte, wenn er Maler wäre… Entstanden war ein grossformatiges Bild, das den Medientheoretiker mit dem Selbstportrait der Künsterlin zeigt. Die Landschaft zitiert Motive früherer Arbeiten von Joulia Strauss, und alludiert insbesondere an Kittlers Auftritt im Museum der Träume Freuds.
Schliesslich wurde permanent die zum Verkauf stehende Videoarbeit projiziert: „TK News Berlin: The Earth Is Flat – Bob Ross Is Not Dead“ von Joulia Strauss und Moritz Matten. Wissenschaftliche Argumente zur Erdverflachung im Gespräch zwischen Johannes Wilms und dem Mathematiker und KI-Forscher Joseph Weizenbaum werden didaktisch fortgeführt von Bob Ross, den die Künstlerin höchstselbst gibt. Der amerikanische Meister einer 3-Cent-Landschaftsmalerei und Teleheld jeder echten Hausfrau ist nicht gestorben. Er lebt vielmehr als Mitglied des Clubs der Eurokontinentalen Vampire in Berlin-Mitte und verrät den Zuschauern seine neuen Kulturtechniken am Beispiel seiner Rehabilitation von Tieren, die für Machtrepräsentationen missbraucht worden sind. Im anschliessenden Wetterbericht wird ein herzzerreissendes, neues romantisches Gedicht mit einem heiligen 3D-Feuer geschrieben.
„Künstlerbedarf“ problematisierte die Situierung aesthetischer Produktionen unter hochtechnologischen Voraussetzungen. Es wurden unbezahlbare Befehle für die Kunstpraxis der Zukunft erteilt.