2004 Mathematische Computerromantik


Schwanenroboter

“Den Pionieren der Computerkunst”

Der Schwan ist ein Vehikel des Rührenden, ein Code des Majestätischen, doch ist er mehr als eine Metapher. Seine Präsenz im physikalischen Raum hilft uns, mit kaltem Blick die Konstruktionsprinzipien einer durchrechneten 3D-Simulation zu begreifen. Technologisch determiniert sind die regelmäßigen Polygone der Form und regelmässig sind die Spuren der CNC-Fräse auf der Oberfläche der Skulptur. Anmut und Ruhe findet das Auge im bunt verpixelten Sternenstaub, auf dem metallisch glänzenden Wasserspiegel, im mathematisch strengen Gitter der Sternchen am Himmel, und schließlich im stillen Leuchten der Perlen des Vorhangs.

Das Motiv des Schwans in der Vitrine ist ein medienhistorischer Exkurs über das verstorbene Pionierprogramm Softimage 3D. Aktiviert man mit der Hand einen mit blauen Perlen versehenen Knopf, beginnt eine wenngleich mechanische, so doch von einem kleinen Chip gesteuerte 3D-Computeranimation.

Der Schwanenroboter dreht seinen Kopf zu uns und spricht die letzten Worte Claus Graf von Stauffenbergs vor seiner Hinrichtung für den Attentat auf den Adolf Hitler: “Es lebe das Geheime Deutschland!”

“Freischwan von Steckdosen”

“Freischwan von Steckdosen” ist ein Computerspiel gegen die Spieleindustrie. Der oder die Spielende wird zum drogensüchtigen Schwan, der an einem wunderschönen 3D-Computersee auf der Suche nach dem perfekten mathematischen Computerromantik-Kunstwerk ist, und alsbald entheogene Pflanzen trifft, die gesprächig sind und verspeist werden können. Das Verspeisen der Pflanzen bewirkt im Schwan kulturelle Hallutinationen bzw. Ausstellungen: es ergeben sich 3D-Computerkunstwerke junger Berliner Autoren, die Deutsche Romantik im Video oder das Schwanentagebuch von Peter Berz. Ausserdem sieht der Schwan Kulturphänomene wie den Tod des Musikvideo und die Verschmelzung von Alan Turing, Ludwig II. von Bayern und Annette Bitsch; eine weiteres Stadium erlaubt dem Schwan, höchstselbst den toten Hasen von Joseph Beuys aufzuessen. Alle Spielsiituationen werden durch schönste elektronische Musik von Iwanka Skriwanek begleitet.

Wer das Spiel spielt, verwandelt sich für immer in einen Schwan.

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